Wenn Gefühle einfach da sein dürfen…

Es ist so heilsam, wenn die Gefühle, die man spürt, einfach da sein dürfen.

Erst vor ein paar Tagen habe ich das selber wieder erlebt. Mein neuer Job als Lehrende macht mir richtig Freude – triggert aber zwischendurch auch immer mal wieder jede Menge Angst, die ich logisch oft gar nicht begründen kann.

Nachdem ich dann erstmal wieder in die Falle getappt bin, dieses Gefühl einfach nur wegmachen zu wollen (was übrigens einerseits ziemlich anstrengend und andererseits ziemlich erfolglos war 😉 ), kam dann irgendwann wieder der Aha-Moment: dann hab ich eben Angst! Ich spüre sie im Körper und mache einfach mit ihr weiter.

Wir kennen das ja schon, meine Angst und ich. Sie muss gar nicht weggehen – wer sagt schließlich, dass ein gutes Leben angstfrei sein muss?

Ich kann auch mit Angst gut leben – sogar mit Angst eine gute Lehrerin sein!

Und schon war das Gefühl innen drin ein anderes. Wenn die Angst da sein darf und ich mit ihr bin statt einfach nur gegen sie, verändert sich für mich, wie sie sich anfühlt. Gleichzeitig bin ich jedes Mal wieder mit Freude und Liebe erfüllt, wenn ich meinen schwierigen Gefühlen liebevoll und im Endeffekt auch ziemlich undramatisch Raum geben kann. Wenn sie einfach sein dürfen, wie sie sind, nicht weggehen müssen und ich spüre, dass ich einfach mit ihnen weiterleben kann. Das fühlt sich für mich nach Heilung an.

Ich glaube nicht, daran, dass ein gutes Leben bedeutet, dass man nicht mehr mit harten Gefühlen zu tun hat. Viel mehr erlebe ich, dass meine Art damit umzugehen – will ich sie einfach nur weghaben und bin dagegen, oder darf es so sein, wie es ist und ich bleibe trotzdem da – ausmacht, wie sich mein Leben anfühlt.

Wie erlebst du das in deinem Leben? 

3 Kommentare

  • Christoph

    Sehe das genau so wie du ! Gefühle zulassen ist der beste weg aber nicht immer leicht .oft denke ich warum wir mit denn Gefühlen meistens so probleme haben??! , andere menschen können das so gut ausblenden und leben auch gut damit ! Und werden lange nicht krank.

    • Martha Pany

      Hallo Christoph,
      Diese Frage kenne ich auch gut. Vor ein paar Tagen habe ich mit Ilan Stephani ein Gespräch für den Podcast geführt, darin ist sie auf dieses Thema auch eingegangen. Wenn du magst, hör dir das einfach mal an – ich fand ihre Erklärung dazu sehr schön und wohltuend. Die Podcast-Folge sollte morgen online gehen! 🙂

  • Heike Hauser

    Ich bin gerade wieder mit meinem Trauma konfrontiert und fühle mich endlich bereit, mich (mich 56 Jahren) dieser Thematik zu stellen. Das hat den Vorteil, dass mir langsam bewusst wird, wie sehr meine momentanen Gefühle und Ängste mit meinem (50 Jahre alten) Trauma in Verbindung stehen und nichts mehr mit der Gegenwart zu tun haben. Das macht die Gefühle nicht weniger unerträglich, aber ich kann endlich damit aufhören, mich und mein Verhalten dafür verantwortlich zu machen. Ich hoffe sehr, dass die angefangene Traumabehandlung mich auf meinem Weg weiter bringt…
    Danke übrigens für diesen Blog und diese Seite, ich werde mir noch heute den Podcast anhören. :o)
    Liebe Grüße von Heike aus Münster